Kennst Du die Kurzgeschichte, in welcher der Ehemann von der Arbeit nach Hause kommt und heilloses Chaos vorfindet? Er schlängelt sich panisch durch das Haus und findet schließlich seine Frau entspannt lesend im Bett. Auf seine Frage, was um alles in der Welt passiert sei, antwortet sie sinngemäß: „Ich habe heute mal das gemacht, was Du immer behauptest: nichts.“
Ich kenne diese Geschichte schon länger und finde sie immer wieder treffend, so oft sie mir begegnet. Und trotzdem: Viel zu oft gehe ich abends völlig erschöpft ins Bett mit dem Gefühl, schon wieder nichts geschafft zu haben. Dafür brauche ich nicht einmal einen Ehemann. 😉
Vor allem, seit mein kleines Wunder auf der Welt ist, das am liebsten in jeder freien Minuten meine Aufmerksamkeit hätte. Und zugegeben, ich würde ja auch am liebsten den ganzen Tag mit ihm kuscheln, singen und lachen. Nur warten da noch andere Aufgaben. Viele. Und an manchen Tagen schaffe ich es nicht einmal, nach dem Frühstück noch etwas zu essen, ehe mein Zwergi abends schläft. So gegen 22 Uhr. (Ja, da darf ich mich noch besser organisieren, aber das ist ein anderes Thema.) Und dann wartet da immer noch… Stopp! Ich denke, Du kennst das.
Und dann kam das Fieber.
Alleinerziehend ohne weitere Familie – dafür mit einem ordentlichen Infekt gegen Ende des Wochenbetts. Jippie. Was blieb mir also übrig, als auf Sparflamme weiterzumachen? Wickeln, Trinken, Schlafen, Trinken, Stillen, Trinken, Schlafen, Trinken – und wieder von vorn. Am ersten Tag passierte gar nichts. Das Fieber ging zurück. Am zweiten Tag habe ich was zu essen aus dem Gefrierschrank geholt und den vollen Geschirrspüler angestellt, während die Windeln bedrohlich zur Neige gingen.
Und am dritten Tag? Nach dem Ausschlafen (häppchenweise, da wollte ja noch jemand zwischendurch trinken und gewickelt werden) und Duschen fühle ich mich endlich wieder lebendig. Und fand mich im heillosen Chaos wieder. Es sieht sonst schon oft voll und nicht besonders ordentlich bei mir aus. Aber da war eine Bombe eingeschlagen. Mindestens. Da musste ich an die Geschichte oben denken. Und Windeln waschen. Sofort.
Ich habe also Windeln und Wäsche gewaschen und aufgehängt, ein paar Windeln ausnahmsweise durch den Trockner gejagt, den Geschirrspüler ausgeräumt und gleich wieder gefüllt, die Küche geputzt, das Bad aufgeräumt, den Wickeltisch nachgefüllt – und ganz nebenbei noch meinen Zwergi versogt. Und alles, was ich in den Tagen stehen und liegen gelassen hatte, mal eben nebenbei noch wieder weggeschafft. Und Tee getrunken – gesund war ich noch nicht wieder.
Am vierten Tag war ich so stolz auf mich selbst wie schon lange nicht mehr. Warum?
Zurück aus dem Chaos in einem halben Tag
Und ich war so unglaublich dankbar für diese Erfahrung. Denn wie großartig bin ich bitte organisiert und vorbereitet, dass in den ersten beiden Tagen auch auf Sparflamme alles problemlos lief und kaum auffiel, dass ich „nichts“ machen konnte? Abgesehen von dem „Nichts“, das mit einem Säugling einfach notwendig ist. Gut, am ersten Tag habe ich so vor mich hin vegetiert, dass ich weder viel dreckiges Geschirr noch eigene Wäsche produziert habe. Und Babywäsche ist winzig, da wird die Waschmaschine nicht so schnell voll. Also war es am Ende wirklich ein einziger Tag Nichtstun, der zu diesem riesigen Chaos führte – und nur ein halber Tag, um das wieder zu beseitigen. Und da wurde mir zum ersten Mal nach der Geburt meines Kindes bewusst, was ich eigentlich jeden Tag „mal eben nebenbei“ so leiste. Und das ist alles andere als „nichts“!
Jetzt mit einigen Wochen Abstand stelle ich zwei Dinge fest: Zum einen habe ich ganz viele weitere Tätigkeiten gar nicht mit aufgezählt. Und zum anderen erkenne ich mich noch immer nicht so richtig an dafür. Da ist immer noch so eine Stimme in mir, die mir erzählen möchte, dass das doch völlig selbstverständlich, im Grunde „nichts“ sei und andere das und noch viel mehr im Gegensatz zu mir mit links und ohne den albernen Wunsch nach Anerkennung erledigen.
Ist das so? Ehrlich gesagt erlebe ich in letzter Zeit viel mehr Menschen, die regelmäßig der Meinung sind, „nicht genug“ geschafft zu haben. Insbesondere Mütter. Und ehrlich mal, selbst „nur“ ein Kind zu versorgen – oder gar mehrere – ist alles andere als „nur“! Und dann gibt es da ja auch noch Gärten und Haustiere, die mit versorgt werden, einen Job, der gemacht werden will – und ganz vielleicht bleibt sogar noch Zeit für Freunde oder Hobbys übrig.
Und deshalb wähle ich heute neu:
Ab jetzt großartig!
Jeder, der seinen Haushalt halbwegs ordentlich führt, hat meinen Respekt und meine Anerkennung. Jede Mutter, die ihre Kinder versorgt, hat meinen vollen Respekt und meine tiefe Anerkennung. Natürlich auch jeder Vater. Und jede Mami, die das alles allein stemmt, ist unglaublich! Jeder Mensch, der sich dabei unterstützen lässt, ist großartig – denn er oder sie hat verstanden, dass da eine Menge zu tun ist.
Ich bin eine von all denen – also muss auch ich großartig sein!
Es gibt nur eins, was mich noch mehr beeindruckt, weil ich davon noch viel zu wenige kenne: Mamas, die all das organisieren und sich dafür auch voll anerkennen. Ganz selbstverständlich. Das sind diejenigen, die sich selbst und das Leben feiern.
Weil sie es können – und weil es Spaß macht!
Ich beschließe hiermit: Ab sofort gehöre ich dazu. Du auch?